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Wie krank ist unser Fleischkonsum?
Foto: iStock.com/Vladimir Mironov

Ernährung
Wie krank ist unser Fleischkonsum?

Immer mehr Menschen hierzulande entscheiden sich für eine vortrefflich vegetarische oder vegane Ernährungsform. Die Gründe, auf Fleisch auf dem Speiseteller zu verzichten, sind unterschiedlichen Motivationen geschuldet.

Univ. Prof. Dr. Roland Ernest Poms
Lebensmittel- und Biotechnologe

Tierleid vermeiden, aktiv etwas für den Klimaschutz tun, den Welthunger durch effiziente Ackernutzung reduzieren, das Abholzen von Regenwäldern zur Wandlung zusätzlicher Weideflächen vermeiden als auch das Umsetzen einer gesünderen Ernährungsform oder religiösen beziehungsweise philosophischen Orientierung sind nur einige Gründe, die Menschen aufführen, warum sie auf Fleisch verzichten. Trotzdem ist der Fleischkonsum in der westlichen Welt immer noch sehr hoch und wird weltweit durch die stetig steigende Nachfrage – vor allem in Asien – weiterwachsen.

Bewegende Tatsachen
Allein in Sachen Energiebilanz, Boden- und Wasserbedarf und Verbrauch an wertvollem Getreide als Futtermittel schneidet Fleisch gegenüber pflanzlichen Nahrungsmitteln eher schlecht ab. So werden beispielsweise für ein Kilogramm Rindfleisch ungefähr 6,5 Kilogramm Getreide und 36 Kilogramm Raufutter benötigt. Außerdem werden durch eine vegetarische Ernährungsweise bis zu 2/3 Wasser eingespart! Ein weiterer Beweggrund, auf Fleisch zu verzichten, ist der Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil und einer vollwertigeren Ernährung. Hierbei trifft man auf kontroverse Meinungen – auch unter Ernährungswissenschaftlern –, ob ein totaler Verzicht auf Fleisch oder sogar auf den Verzehr aller tierischen Produkte überhaupt für jeden gesundheitlich vorteilhaft ist. Die Frage, «wie sicher» der Konsum von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs tatsächlich ist, rückt dabei immer mehr in den Fokus der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion, da diese viel häufiger mit Krankheitserregern assoziiert oder stärker mit Giftstoffen belastet sein können als pflanzliche Lebensmittel. Wie sicher und gesund sind unser Fleisch, unsere Milch oder unsere Hühnereier angesichts einer industrialisierten Landwirtschaft und der Auswirkung von Umweltverschmutzung und Lebensmittelverarbeitung tatsächlich? Wäre es an der Zeit, unseren Fleischkonsum zu überdenken, zu reduzieren oder gar ganz darauf zu verzichten?

Das sind Tatsachen ...
Generell werden «tierische Produkte» in der Lebensmittelindustrie und auch vom Gesetzgeber als leichtverderbliche Produkte eingestuft und als solche auch unter hohem hygienischem Sicherheitsstandard verarbeitet. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass das Tier bereits bei der Aufzucht, der Fütterung und auch bei der Schlachtung durch die meist vorherrschende industrielle Landwirtschaft mit Massentierhaltung, Mast mit Kraftfutter und tierpharmakologischer Begleitung eine Grundbelastung mit Risiken im Rohmaterial mitbringt. In der konventionellen Landwirtschaft werden Tiere meist auf engerem Raum gehalten, als es ihren Ansprüchen für Tierwohl und Tiergesundheit entsprechen würde. Da die Faktoren Zeit und Kostenoptimierung in der Tierzucht und -mast für einen modernen Landwirt über sein geschäftliches Überleben entscheiden, müssen die Risiken eines krankheitsbedingten Ausfalls oder einer zu langsamen Anzucht vermieden werden. Das wiederum macht den Einsatz wachstumsfördernder Hormone und präventiv verabreichter Antibiotika und die Mast mit Kraftfutter unvermeidlich. Allein durch die moderne Fütterung in der Rinderzucht (meist mit Silage und Kraftfutterzusätzen) sind einer Erhebung in Deutschland zufolge fast 100 Prozent der Rinder mit EHEC-Keimen (enterohämorrhagische Escherichia coli) infiziert. EHEC gehört nun quasi zur gängigen Magen-Darm-Flora von Rindern. Einige Arten von EHEC können beim Menschen schwere Infektionen auslösen und in manchen Fällen bis zum Tod führen. Immer wieder gibt es auch in Mitteleuropa Ausbrüche solcher Infektionen, wenn zum Beispiel Fleisch, Trinkwasser oder auch gedüngtes Gemüse mit diesen Keimen verunreinigt ist.

Generell nehmen die Zoonosen, also übertragbare Krankheiten vom Tier auf den Menschen (und umgekehrt) zu. Dies ist häufig auf die Massentierhaltung und auch auf hygienische Mängel zurückzuführen. Am Rande erwähnt ist auch die jährliche Grippe eine Zoonose, die von Geflügel auf den Menschen übertragen wird, in Asien entsteht und dann über zeitlich begrenzte Epidemien den Weg um den ganzen Globus zurücklegt.

 

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