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Aromatherapie
Foto: iStock.com/Yulia_Kotina

Luft
Aromatherapie

Elka Mitterberger
Biochemikerin

«Riech mal, was für ein wundervoller Duft!» Düfte beeinflussen uns, stimmen euphorisch oder beruhigen, machen uns neugierig und fördern unser Wohlgefühl. Wir gehen und treffen unsere Entscheidungen nicht selten «der Nase nach».

Wissen weitergeben
Schon in frühester Kindheit hat mein Großvater in mir das Interesse an Pflanzen und Kräutern geweckt. Es sind jene besonderen Düfte, die sich gerade in den frühen Morgenstunden entfalten. Bis heute habe ich diese Erinnerungen in meinem Gedächtnis gespeichert. Mein Großvater war Gärtner aus Berufung und kannte natürlich eine Vielzahl von Blumen und Kräutern sowie deren Wirkungsweise. Wann immer ich ein Problem hatte, war er an meiner Seite, um mich mit Tees, Ölen oder sonstigen Kräuteressenzen zu behandeln. Diese umfangreichen Kenntnisse hat meine Mutter übernommen und mich unterwiesen, welche Mittel ich für die Steigerung des Wohlbefindens und zur Linderung bei diversen gesundheitlichen Problemen verwenden kann. In Bulgarien, an der Südseite des Balkangebirges, wächst seit Jahrhunderten die einzigartige Damaszener Rose, die «Königin der Blumen», aus der noch heute das teuerste Rosenöl der Welt destilliert wird. Somit gehört das betörende Rosenaroma zu meiner persönlichen Duftbiografie.

Chronik
Die moderne Welt hat gerade erst damit begonnen, die heilenden Kräfte von Düften, ätherischen Ölen und natürlichen Essenzen wieder zu entdecken. Aus antiken Schriften und Traditionen wissen wir, dass aromatische Stoffe in religiösen Ritualen oder zur Heilung von Krankheiten und anderen Beschwerden erfolgreich eingesetzt wurden. Derartige Zeugnisse reichen bis ca. 4500 Jahre v. Chr. zurück. 1817 wurde die Ebers-Papyrusrolle 1, eine 265 m lange medizinische Schriftrolle, entdeckt, die auf die Zeit 1500 vor Christus datiert wird. Sie enthält über 800 verschiedene Kräuter- und Heilmittelrezepte. Diese Rolle gehört neben dem Papyrus Edwin Smith zu den ältesten noch erhaltenen Texten überhaupt und ist zudem eines der ältesten Schriftstücke mit medizinischen Themen, das unter anderem ein großes Spektrum an Beschreibungen von Krankheiten und deren Symptomen und Diagnosen enthält. Auch in der Bibel finden sich über 200 verschiedene Verweise auf Aromen, Räucherwerk und Salbungen. Weihrauch, Myrrhe, Zimt, Rosmarin, Ysop und Galbanum wurden zur Behandlung von Krankheiten, aber auch zur Salbung verwendet. Im Weisheitsbuch des Predigers heißt es «... lass deine Kleider immer weiß sein und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln» (Prediger 8,9). Im Laufe der Geschichte haben Öle und Gewürze im Alltag der Ägypter, Griechen und Römer eine unverzichtbar wichtige Rolle gespielt. Bei der Wiederentdeckung und erneuten Verwendung ätherischer Öle darf der Name René-Maurice Gattefossé nicht fehlen. Als französischer Chemiker und Parfümeur überzeugte er sich selbst von den heilenden Eigenschaften des Lavendelöls, nachdem er sich im Juli 1910 bei einer Laborexplosion schwer an den Händen verbrannt hatte. Er gilt somit landläufig als «Vater der Aromatherapie». Ätherische Öle gelangten durch Forschungen und Erkenntnisse vieler Ärzte und Wissenschaftler im späten 19. und 20. Jahrhundert zu neuer Beachtung und Wertschätzung. Sie sind hochkonzentrierte, verflüchtigende, aromatisch-komplexe Verbindungen, die aus verschiedensten Pflanzen z. B. durch Dampfdestillation oder Kaltpressung gewonnen werden. Öle bestehen aus ca. 200 bis 500 komplexen chemischen Komponenten (Alkane, Phenole, Terpene, Ester, Äther, Aldehyde, Ketone ...), wodurch jede Zusammensetzung anders und damit einzigartig ist. Ein wesentlicher Vorteil dieser Vielfalt liegt darin, dass Bakterien und Viren dagegen kaum Resistenzen aufbauen können.

 

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