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Kränkungen entmachten – wie ein Heilungsprozess möglich wird
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Vertrauen
Kränkungen entmachten – wie ein Heilungsprozess möglich wird

Günther Maurer
Gesundheitsberater, Seelsorger
Villach, A

«Au», das hat weh getan. Diese Aussage hinterließ verletzende Spuren. Die Stimmung ist plötzlich gereizt, der Aggres­sionspegel hoch. Dabei hat alles so gut angefangen, bis dieser kränkende Ausspruch im Raum stand und das Miteinander von einer Minute zur anderen veränderte. Doch es sind nicht nur Worte, sondern auch deren Klang, Mimik und Gesten, verächtliche Blicke oder auch das Übersehen und wie Luft behandelt werden, die uns entwerten, verletzen, demütigen und entsprechende Reaktionen auslösen.

KRÄNKUNG, eine GROSSMACHT

Deshalb schreibe ich KRÄNKUNG groß. Sie ist eine GROSSMACHT. Da sie jedem im Laufe seines Lebens begegnet, dürfen wir nicht einfach wegschauen und so tun, als pralle alles von uns ab. Wer lernt, mit Kränkungen so umzugehen, dass diese nicht unsere weiteren Lebensentscheidungen und unser Miteinander negativ beeinflussen, tut sich und seinem Umfeld nur Gutes. Kränkungen trüben die Lebensfreude, lassen kräftezehrende Verbitterung zurück und bestimmen nur allzu leicht – lautstark oder auch schmerzhaft schweigsam – unsere Beziehungen. Außerdem höhlen sie unser Selbstwertgefühl aus. Je nach Stärke der Kränkung und unserer Fähig- oder Unfähigkeit, darauf zu reagieren, kann ein persönliches «Erdbeben» ausgelöst werden. Eine Kränkung ist wie ein Schlag ins Gesicht, der uns seelisch tiefen Schmerz zufügt. Geschieht dieser seelische Schlagabtausch vor anderen – sei es am Arbeitsplatz, in der Familie, unter Freunden – dann ist die Auswirkung entsprechend verstärkt. Dabei gilt: Je näher wir der Person, die uns kränkt, stehen, desto bedeutender und umfassender ist die Wirkung.

Kränkungen sind häufig der Sammelplatz für Gegenangriffe, Rachegedanken und Leid. Was kränkt, macht krank! Die Auswirkungen sind ganzheitlich. Kränkungen beeinflussen Körper, Seele, Geist und Soziales negativ. Wie wahr ist doch ein Spruch aus der Mongolei: «In einem guten Wort ist für drei Winter Wärme; ein böses Wort kränkt wie drei Monate Frost.»

Wir können nicht verhindern, dass wir in irgendeiner Weise Kränkungen erleben. Sie schmerzen vor allem dann, wenn sie einen wunden Punkt unserer Vergangenheit oder auf unsere Werte – besonders unseren Selbstwert – treffen und unser Gerechtigkeitsempfinden verletzen. Sie lösen Enttäuschungen aus, weil Erwartungen nicht erfüllt wurden und wir uns abgelehnt sowie unverstanden fühlen. Aber es liegt an uns, zu lernen, wie wir mit ihnen umgehen. Wir können den zerstörerischen Gedanken und Emotionen heilend begegnen.

 

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